Welche Informationen erachten Sie als wichtig, die sich die „werdenden Senioren“ einholen sollten?

fragte mich eine junge Journalistin, die einen Artikel zum Thema 55 + schreiben sollte. Das klang für mich so, als seien ältere Menschen eine besondere Spezis, die dringend Anleitung benötigen und an die Hand genommen werden müssen. Aber, das hatte die junge Frau sicher nicht so gemeint. Es war wohl eher die Unsicherheit im Umgang mit einer ihr fremden Kohorte. Ich erinnerte mich an meine Vorträge zum Thema Älterwerden, als ich selbst um die 50 war. Damals meinte ich, mit 60 müsse man/frau wissen, wie und mit wem und wo sich der Lebensabend abspielen solle. Das habe ich auch ständig so propagiert. Mit Vehemenz! Und heute? Ich lebe am gleichen Ort, meine Wohnung ist nicht seniorengerecht, mein Tag hat verschiedenste Facetten: Beruf, Tochter, Ehefrau, Großmutter, Freundin, Ratgeberin …. Also alles wie immer, oder? Ich vertraue auf meine Fähigkeit, mit Veränderungen, pragmatisch umzugehen. Ich habe es sehr häufig in meinem Leben bewiesen. Gibt es aber jetzt mit 66 Jahren etwas zu tun, was wirklich wichtig ist? Für mich ist das Wichtigste, Vorsorge zu treffen, solange ich das mit klarem Verstand kann. Also habe ich bereits seit Jahren eine Vorsorgevollmacht.

 

Sehenden Auges alt werden

 

 

„Wenn man sehenden Auges alt wird,  ist es nicht schwer“

ist ein Zitat des Schauspielers Klaus Maria Brandauer, der im Jahr 2004 60 Jahre alt wurde. Sehenden Auges? Bei der Vorbereitung auf einen Vortrag zu diesem Thema fiel mir ein Buch in die Hände, welches ich unbedingt an dieser Stelle empfehlen will, empfehlen muss: „Die Jahre sind mein Lebensglück – Schriftsteller über das Alter“, herausgegeben von Petra Müller und Rainer Wieland, erschienen im Verlag von dem Knesebeck GmbH & Co. Verlags KG, München 2008. Siebzehn berühmte Schriftsteller erzählen über ihr Alter, blicken zurück und lassen uns teilhaben an ihrer Neugier, ihrer Weisheit, ihrem Humor und dem Scharfsinn ihrer Einsichten zum Thema Alter.
Elias Canetti: „Es mag viele Nachteile haben, alt zu sein. Es hat unvergleichlich größere Vorteile.“
Mir spricht Woody Allan aus der Seele: „Ich will nicht im Herzen meiner Landsleute weiterleben, ich will in meinem Apartment weiterleben.“ Allen gemeinsam ist die Neugier, die Lust auf das Leben, die selbst im hohen Alter der Motor für jeden gelebten Tag ist. Dieses Annehmen und gleichzeitig Gestalten des Lebensabschnittes, der unser Dasein beschließt, berührt und vermittelt auch Gefühl wie Demut und auch Dankbarkeit für Erlebtes. „Ich trage alle meine früheren Leben in mir“ sagt uns George Tabori, der große, alte, kluge und schöne Mann des Theaters kurz vor seinem Tod. Er sass in seinem Regiestuhl fast bis zu seinem endgültigen Abschied von der Welt.
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„Vor 20 Jahren waren wir gleich alt …“

DER Götz George wird 70!! Die Presse überschlug sich – alle Filme, die er je machte, wurden gezeigt. An einem dieser heissen Sommerabende, an denen man erst gegen 24.00 Uhr die Fenster öffnen konnte,  sass auch ich vor dem Fernseher. Christiane Hörbiger und Götz George in „Blatt und Blüte – die Erbschaft“, eine Komödie. Sie spielten ein in die Jahre gekommenes getrenntes Ehepaar, das durch eine Erbschaft wieder verbunden wurde. Eine Szene gegen Ende des Filmes: Sie wehrt seine Umarmung ab. Er daraufhin: „Sei doch froh, wenn dich überhaupt noch jemand anfasst!“ Sie: “ Vor 20 Jahren waren wir gleichalt!“ Witzig, schlagfertig, lässig – tolle Reaktion. Ich glaube, dass die Frauen vor’m Fernseher lachen, ein wenig neidisch, sie hätten gern etwas von dieser Souveränität. Ich glaube auch, dass der Drehbuchschreiber lange an diesem Satz gebastelt hat. Was steckt hinter diesen Worten? Auch im 21. Jahrhundert altern Männer und Frauen medial anders. Ich kenne viele Frauen über 60, die wesentliche Lebenszeit mit der Pflege ihrer Falten verbringen und ängstlich darauf bedacht sind, mindestens 10 Jahre jünger geschätzt zu werden. Wie wohltuend ist es, Menschen zu erleben, die sich mit der Würde, der Kraft und auch der Schönheit ihrer gelebten Jahre aufeinander einlassen! So geschehen in Andreas Dresens Film „Wolke Neun“. Zart, behutsam, warmherzig und zu keinem Moment peinlich beschreibt er die Liebe zwischen zwei Menschen, die zu den „Alten“ zählen.  Welches Wunder geschieht einem da mit siebzig!

Hier der Link zum Film: www.wolke9.de

Ältere Arbeitnehmer – Potential für den Arbeitsmarkt?

Vergangene Woche war ich zu einem Kongress in Stuttgart. Thema: Potentiale älterer Arbeitnehmer. Dr. Andreas Kruse stellte mit seinen Mitarbeitern das Ergebnis des Forschungsprojekts ELMA vor. ELMA heißt „Erhaltung der beruflichen Leistungsfähigkeit und Motivation älterer Arbeitnehmer“. Das Projekt wurde mit dem Institut für Gerontologie Heidelberg und der Robert Bosch GmbH durchgeführt. Das Ergebnis wurde von allen Seiten als positiv dargestellt. Eine perfekte win – win Situation! Freiwillig haben sich Mitarbeiter aus allen Bereichen in ihrer Freizeit am medizinischen, sportlichen und kognitiven Programm  beteiligt. Was sagt uns das? Ein innovatives Vorzeigeunternehmen stellt sich dem demografischen Wandel und fungiert als Vorbild für die Region. Es zeigt auch eine Unternehmenskultur, die ihresgleichen sucht. Denn auch die Führungsebene machte mit; der Vorgesetzte neben dem Arbeiter vom Band. Das Verbindende war das Alter -50 plus! Motiviert bis zur Rente ist die Headline. Meine (erlebte) Realität in kleinen und mittleren Unternehmen sieht so aus: Personalentwickler stehen vor der Aufgabe, Arbeitnehmer ab 50 im Unternehmen „passend“ einzusetzen, und haben keine Spielräume und vor allem auch kein Handwerkszeug.  Arbeitnehmer emigrieren in die innere Kündigung, da sie nicht die Wertschätzung erfahren, die ihnen zustehen würde. Und vor allem: beide Gruppen reden nicht miteinander!  Im Gegenteil, die zumeist jungen Personaler meiden das Gespräch aus Angst vor Konfrontation und natürlich auch aufgrund mangelnder Möglichkeiten. An mich wird dann der Wunsch herangetragen, direkt und indirekt, in einem Workshop mit älteren Arbeitnehmern, diese entweder zu engagierten, leistungsfähigen Mitarbeitern zu formen oder sie zum vorzeitigen Ausstieg zu motivieren! Zugegeben, das ist überspitzt, aber im Kern ist die Erwartung vorhanden. Wo steckt die Lösung, bzw. der Ansatz? Das Wichtigste ist meiner Meinung nach, dass Unternehmensführung und der Pool der älteren Arbeitnehmer gemeinsam im Gespräch Wege zur Gestaltung einer Lebensphase finden. Transparenz und Offenheit für die jeweiligen Befindlichkeiten sind der Schlüssel zum Gelingen. Das erfordert nicht nur ein Umdenken, sondern auch die Bereitschaft, sich auf einen Prozess einzulassen.

Abwrackprämie für Unternehmen?

 VW schafft Verkaufsrekord dank Abwrackprämie heißt eine der Schlagzeilen am 26.02.2009 bei Spiegel online.

Die Autoindustrie erholt sich. Durch die Abwrackprämie entsteht Lust auf Neues. Altes Auto ade – neues Auto impliziert Aufbruch! Mich erinnert diese Aktion fatalerweise an den Tausch älterer Mitarbeiter gegen junge Kräfte. Gerade jetzt, wo die Wirtschaft einen dramatischen Einbruch erlebt, suchen alle Personaler händeringend nach Möglichkeiten, die alten und teuren Arbeitskräfte zu entsorgen. „Personalentwickler befinden sich im Schockzustand“ lese ich in einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Ist es wirklich, betriebswirtschaftlich betrachtet, gewinnbringend auf Erfahrung und Zuverlässigkeit zu verzichten? Wie wäre denn Folgendes? Ältere Mitarbeiter erhalten 2500 € Abwrackprämie für die Anpassung ihres Wissens an den neuesten Stand der Forschung, der Technik, der Wissenschaft! Jeder bekommt die Chance auf Fort- und Weiterbildung im Unternehmen. Vermessen? Warum? Genau so wird durch Wertschätzung und Anerkennung eine hohe Identifikation mit dem Betrieb geschaffen, die dann wirklich gewinnbringend wirkt.

„Können Sie sich vorstellen, Ihren Mann ab morgen 24 Stunden um sich zu haben?“

Diese Frage gefiel mir. Ich fand sie auf der schweizerischen Website http://www.seniorweb.ch/.  Menschen ab 50 gestalten ein Radio mit dem Namen „Silbergrau“, und die Beiträge beschäftigen sich mit dem Älterwerden. Ich muß zugeben, dass mich  so ab und zu diese Frage auch beschäftigt. Natürlich fällt einem da sofort „Pappa ante Portas“, der Film mit Loriot ein, der in unnachahmlicher Weise den Alltag eines „Neurentners“ beschreibt. Der wesentliche Unterschied besteht wohl darin, dass in vielen Ehen die Zeit der treusorgenden Ehe – und Hausfrau vorbei ist. Der Renteneintritt des Ehemannes kann daher nicht zu der Katastrophe führen, die durch die Frage impliziert wird. Somit besteht die Herausforderung darin, gemeinsam einen Lebensabschnitt zu gestalten, der neu ist, ungewohnt, spannend und Kreativität verlangt. „Wer mit 60 anfängt ein Hobby zu suchen, wer versucht, seine Zeit zu füllen, um sich nicht zu langweilen, der hat es schwer!“ – sagte mir eine lebendige 85-jährige, die ich interviewte. Das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen. „Weichen müssen eher gestellt werden“, meinte sie. „Mein Leben lang war ich interessiert an Menschen, an der Politik, engagierte mich in meinem sozialen Umfeld. Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich ‚in Rente‘ war. Das Leben hat mich nicht losgelassen!“ Continue reading