Diese Frage gefiel mir. Ich fand sie auf der schweizerischen Website http://www.seniorweb.ch/. Menschen ab 50 gestalten ein Radio mit dem Namen „Silbergrau“, und die Beiträge beschäftigen sich mit dem Älterwerden. Ich muß zugeben, dass mich so ab und zu diese Frage auch beschäftigt. Natürlich fällt einem da sofort „Pappa ante Portas“, der Film mit Loriot ein, der in unnachahmlicher Weise den Alltag eines „Neurentners“ beschreibt. Der wesentliche Unterschied besteht wohl darin, dass in vielen Ehen die Zeit der treusorgenden Ehe – und Hausfrau vorbei ist. Der Renteneintritt des Ehemannes kann daher nicht zu der Katastrophe führen, die durch die Frage impliziert wird. Somit besteht die Herausforderung darin, gemeinsam einen Lebensabschnitt zu gestalten, der neu ist, ungewohnt, spannend und Kreativität verlangt. „Wer mit 60 anfängt ein Hobby zu suchen, wer versucht, seine Zeit zu füllen, um sich nicht zu langweilen, der hat es schwer!“ – sagte mir eine lebendige 85-jährige, die ich interviewte. Das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen. „Weichen müssen eher gestellt werden“, meinte sie. „Mein Leben lang war ich interessiert an Menschen, an der Politik, engagierte mich in meinem sozialen Umfeld. Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich ‚in Rente‘ war. Das Leben hat mich nicht losgelassen!“
In einem Vortrag zum Thema „Schöpferisch altern“, 2006, erzählte Prof. Dr. Leopold Rosenmayr folgende Geschichte:
Im Salzkammergut, zwischen Aussee und Hallstadt, steht der Saarstein, ein leicht zu besteigender Berg. Dort liegt eine bewirtschaftete Alm. Ich verbrachte früher den August regelmäßig in den Bergen des Salzkammerguts und besuchte immer die Alm auf dem Saarstein. Die alte Sennerin lebte dort den Sommer über mit 4, 5 jungen Sennerinnen, 20 – 30 Kühen und einer Menge Jungvieh. Sie betreute auch eine Jausenstation und ich freute mich, sie jedes Jahr wieder zu sehen. Bei einem Besuch vor einigen Jahren meinte ich: „Nächstes Jahr sehen wir uns wieder.“ Sie sagte: „Wer weiß.“ „Was ist denn los?“ „Ich gehe in Frühpension.“ Darauf fragte ich sie, wie alt sie sei. Ihre Antwort: „85.“ Sie war also jemand, der seine eigene Lebenszeit zu bestimmen wusste.
Im weiteren Verlauf seines Vortrages formulierte er hilfreiche Gedanken dazu, die aus Forschung und Erfahrung abgeleitet werden können.
– Erstens, sich mit der Gesundheit neu auseinander zu setzen, aktiv sich für die eigene Gesundheit einzusetzen, durch Selbstdisziplin, Übung und schließlich die Fähigkeit zu erhöhen, Schmerzen zu ertragen.
– Zweitens: Das Wissen, das man sich erwarb, als Brücke zwischen den Generationen anzuwenden, nicht zur Selbsterhöhung einzusetzen.
– Und drittens: Tun und Seinlassen. Das bedeutet Selbstbegrenzung, um die eigenen Kräfte zu schützen, aber auch zu stärken und zu erweitern. Grenzziehungen ermöglichen es, die eigene Tätigkeit zu fokussieren, auf Ziele auszurichten.